KI und Smart Toys: Kindergeburtstage ohne Smart Toys?

Niklas König lacht
Niklas Koenig
27. September 2024
5. Min.

Das Kind hat Geburtstag und es steht wieder ein Besuch im Spielzeugladen an. Ein kurzer Gang durch das Geschäft und sofort ist man von der Vielfalt an Smart Toys links und rechts überwältigt. Diese Smart Toys, wie Puppen oder Roboter, sind KI-gesteuerte Spielzeuge. Sie verfügen über Technologien wie Sprachassistenten, Gesichtserkennung und selbstverständlich die Möglichkeit, sich mit dem Internet zu verbinden.

Durch diese Technologien können Smart Toys eine Vielzahl von Daten sammeln: Videoaufzeichnungen, Sprachaufnahmen, Standortdaten, Verhaltensmuster, Vorlieben des Kindes und Spielgewohnheiten, ja sogar biometrische Daten wie Gesichtserkennung. Diese Daten können genutzt werden, um sich an frühere Interaktionen zu erinnern und das Spielerlebnis individuell zu gestalten – ziemlich smart, oder?

Doch wie smart können Spielzeuge sein, wenn sie das Potenzial haben, in die Privatsphäre unserer Kinder einzudringen? Und wie smart halten Sie die Spielzeuge, wenn ich Ihnen sage, dass im schlimmsten Fall Fremde Kontakt zu Ihrem Kind haben können? Denn über die Verbindung zum Internet oder zu anderen Geräten sind Sicherheitslücken möglich.

Im Jahr 2017 sorgte die Puppe „Cayla“ für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sie durch Sicherheitslücken leicht gehackt werden konnte, was es Fremden ermöglichte, Gespräche mit Kindern zu belauschen. Besonders bedenklich wird es, wenn Kinder im Spiel intime Wünsche, Träume und Fantasien offenbaren – Sollte ich also doch lieber auf den Kauf von Smart Toys verzichten?

In der EU gibt es seit der DSGVO strengere Regeln für den Umgang mit persönlichen Daten. Natürlich gelten auch für Smart Toys die Datenschutzgesetze. Es ist ratsam, Spielzeuge zu wählen, die entsprechende Sicherheitszertifizierungen wie „CE“ oder das deutsche „TÜV – Siegel“ tragen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sowie die Verbraucherzentrale geben hilfreiche Tipps, auf was Sie beim Kauf eines Smart Toys unbedingt achten müssen. Mit den folgenden Tipps können Sie Ihrem Kind eine Freude machen, ohne dabei auf Smart Toys verzichten zu müssen:

1. Minimierung der Datenerfassung

KI-Spielzeuge sollten gem. Art. 25 DSGVO nur die minimal erforderlichen Daten erheben. Oft muss man sich zunächst registrieren und einen Account anlegen, manchmal sogar Angaben über sich oder das Kind machen. Der Hersteller oder Dritte können diese Daten zur Profilbildung und zielgerichteten Werbung nutzen. Im Vordergrund sollte jedoch stehen, dass Daten, die nicht unbedingt für die Funktion des Spielzeugs notwendig sind, nicht gesammelt werden.

2. Einschränkung der Datenweitergabe

Es sollte gem. Art. 12 DSGVO klar und deutlich, z. B. auf der Verpackung, ausgewiesen werden, welche Daten gesammelt werden und zu welchem Zweck und ob sie auch mit Dritten geteilt werden. Die Informationen müssen auch altersgerecht sein, sodass auch Kinder sie nachvollziehen können. Eltern sollten die Möglichkeit haben, der Weitergabe zu widersprechen oder sie vollständig zu unterbinden. Wenn ein Smart Toy z. B. Bild- oder Audiodateien an den Hersteller übermitteln kann, muss dieser im Voraus darüber informieren und den Nutzern die Möglichkeit bieten, diese Funktion zu steuern oder abzuschalten.

3. Strenge Sicherheitsmaßnahmen

Unternehmen sollten gem. Art. 32 DSGVO sicherstellen, dass die gesammelten Daten sicher gespeichert und vor unbefugtem Zugriff geschützt sind. Viele Spielzeuge benötigen eine Bluetooth-Verbindung. Wenn diese unsicher ist, d. h. ohne Passwort funktioniert, besteht ein erhöhtes Risiko. Spielzeuge mit Lautsprecher und Mikrofon könnten von jedem Smartphone-Besitzer in Reichweite verbunden werden, was es Fremden ermöglicht, das Kind zu belauschen oder mit ihm zu sprechen.

4. Transparente Datenschutzerklärung und Einwilligung

Unternehmen müssen klare, verständliche und altersgerechte Datenschutzerklärungen zur Verfügung stellen und sicherstellen, dass Eltern der Datenerfassung zustimmen, gem. Art. 6 und Art. 12 DSGVO. Das Verständnis von Datenschutz und Datensicherheit ist bei Kindern begrenzt, und es liegt in der Verantwortung der Hersteller, dies zu berücksichtigen – besonders, da diese Spielzeuge für Kinder vermarktet werden. Nach Art. 8 DSGVO ist die Einwilligung von Kindern in Bezug auf Informationsgesellschaftsdienste nur dann gültig, wenn das Kind mindestens 16 Jahre alt ist. Ist das Kind jünger, muss die Zustimmung von den Eltern oder einem Erziehungsberechtigten eingeholt werden.

5. Option der Datenlöschung

Eltern sollte gem. Art. 17 DSGVO die Möglichkeit gegeben werden, gespeicherte Daten einfach und vollständig zu löschen, wenn sie dies wünschen – besonders, wenn das Kind das Spielzeug nicht mehr nutzt.

6. Kontrolle

Eine weitere Maßnahme, die Sie zum Schutze ihres Kindes ergreifen könne, ist die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Firmware oder Software des Spielzeugs. Viele Hersteller veröffentlichen Sicherheitsupdates, die potenzielle Schwachstellen schließen können.

Smart Toys sind ohne Zweifel faszinierend und bieten eine neue Dimension des Spielens. Wie Sie sehen, gibt es einige Aspekte, auf die Sie beim Kauf eines Smart Toys unbedingt achten sollten.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt, falls die Informationen auf der Verpackung unklar sind und nicht eindeutig erkennbar ist, welche Daten gesammelt werden und ob Dritte involviert sind, sollten Sie lieber auf den Kauf verzichten.

Es gibt auch Smart Toys, die ohne Vernetzung funktionieren. Diese verarbeiten die Daten eigenständig durch die eingebaute Software, ohne sie weiterzugeben. Sie müssen sich nicht mit dem Internet verbinden und sind somit sicherer. Dennoch sollten Eltern die Kontrolle darüber behalten, welche Technologien ins Kinderzimmer Einzug halten. Mit den richtigen Sicherheitsmaßnahmen kann man die Vorteile dieser innovativen Spielzeuge genießen, ohne die Privatsphäre der Kleinsten zu gefährden.

Co-Author:

Umut Aslan

Bildnachweis:

habrovich

Zwei Geschäftsmänner Icon
Close Icon

Jetzt Angebot anfordern

Informationen zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten und zum Widerspruch finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Close Icon

Jetzt Termin buchen